Er sollte sein Magnum Opus werden... Stattdessen haben wir hier einen baldigen Klassiker der schlechtesten Filme aller Zeiten vor uns. Auf der anderen Seite heißt das wohl: Nur Francis Ford Coppola konnte so einen kolossalen Schwachsinn produzieren.
Ein wenig Kontext vorab (im Gegensatz zu diesem Film)
Megalopolis ist ein Projekt, das Filmconnoisseuren schon seit Jahrzehnten bekannt ist. Francis Ford Coppola hatte seit Ende der 80er immer wieder davon gesprochen, dass dies sein nächstes großes Herzenswerk werden sollte.
Die große amerikanische Fabel. Etwas, das nahezu unmöglich zu realisieren schien. Angeblich hatte er schon seit den Dreharbeiten zu Apocalypse Now die ersten Ideen dazu.
Aber finanzielle Rückschläge in den 80ern führten dazu, dass er statt Traumprojekten Filme machen musste, um Geld zu verdienen. Einzig Bram Stoker's Dracula sticht seit dieser Zeit als besondere kreative Schöpfung hervor. Danach wurde es ab Ende der 90er immer stiller um ihn, er widmete sich dem Weinanbau (das auch erfolgreich) und erlaubte sich ab und zu kleine Independent-Filme aus eigener Tasche zu finanzieren.
Doch da war immer noch Megalopolis. Die Zeit schien reif. Die digitale Filmtechnik hatte so große Fortschritte gemacht, dass es nun möglich schien, Coppolas besondere Vision zu verwirklichen.
Mehrere Lesungen des Skripts seit der Jahrtausendwende fanden statt, dutzende Stars der vergangenen 25 Jahre wurde mit dem Film in Verbindung gebracht, bis es schließlich soweit war, dass die Produktion beginnen konnte.
Dafür ging Coppola den ultimativen Weg des unabhängigen Filmemachers. Er verkaufte Teile seines Weinguts und stemmte unglaubliche 120 (!) Millionen Dollar Budget selbst.
Jetzt war es in greifbarer Nähe:
Einmal noch, einmal noch bekommen wir einen großen Coppola zu sehen. Es würde sein letzter Film werden. Die 9. Symphonie eines der großen Filmgenies des 20. Jahrhunderts – vollendet im 21.
Und selbst die ganzen legendären Schwierigkeiten während der Produktion, die wir aus alten Tagen kannten, kamen an die Oberfläche. Samt Skandalen aus der Presse und einer zeitweiligen Marketingstrategie, die dank KI-Zitaten voll in die Hose ging.
Na, das musste doch einfach was werden.
Warum diese lange Einleitung?
Man muss diesen Film im Kontext verstehen. Wäre dies von irgendeinem anderen Regisseur, keiner würde hier ernsthaft versuchen, eine besonders analysierende Kritik darüber zu schreiben.
Man würde Worte wie "Unfall", "Versagen", "Möchtegern" oder "Publikumsverarsche" verwenden.
Ich persönlich hatte nach der Hälfte des Filmes das brennende Verlangen, das Kino zu verlassen (etwas, was ich noch nie gemacht habe). Es war eine Mischung aus Ungläubigkeit, unfreiwilliger Belustigung und auch Verärgerung, die mich nicht mehr losließ.
Was soll das alles hier?
Die Geschichte von Megalopolis (wenn man das so bezeichnen möchte), ist im Grunde ein Konflikt um Baulandentwicklung.
Ja, richtig gelesen.
Das ist die Ausgangssituation, die uns in diese Welt mit diesen Charakteren ziehen soll.
Wichtigkeit bekommt dies, indem Coppola diesen Immobilienstreit ins Zentrum einer freien Verarbeitung der catilinischen Verschwörung der römischen Republik von 63 v. Chr. stellt, aus der eine allegorische Auseinandersetzung mit einer Art "amerikanischem Imperium" entsteht. Dieses befindet sich natürlich im Niedergang.
Der ließe sich wohl aufhalten, denn man hat ein besonderes Material namens Megalon entdeckt, mit dem man unvorstellbare Bauten errichten kann und noch viel mehr.
Denn Megalon macht es sogar möglich, die Zeit selbst zu manipulieren.
Hauptgegner sind ein idealistischer, visionärer Architekt und Erfinder namens Caesar Catalina (Adam Driver) und der halb korrupte Bürgermeister Frank Cicero (Giancarlo Esposito). Sie stehen an der gesellschaftlichen Spitze der Stadt New Rome, die verblüffenderweise genau so wie New York aussieht und wollen sie in ein neues Zeitalter führen. Ein großer Stadtteil soll entweder zu einem Utopia des Lebens und Wohnens werden – oder eine Art Mini-Las Vegas.
Catalina kann die Zeit manipulieren und hat großes für die Menschen vor. Cicero denkt vor allem ans Geld und den Status Quo.
Ein finanziell hochpotenter Mäzen namens Crassus (Jon Voight) hat die nötigen Kohlen, um alles zu bezahlen. Der ist aber betagt und tatterig, die Erben und Erbschleicherinnen wetzen schon die Messer. Also gibt er eh nicht mehr viel auf die Welt.
Obendrein ist da noch die Tochter des Bürgermeisters, Julia (Nathalie Emmanuel) – Catalina und sie verlieben sich ineinander, zum Missfallen Ciceros. Ein Hindernis ist zudem die Frau von Catalina, die in eine Art Zeitstasis-Koma liegt. Der einzige Ort, wo sie noch überleben kann.
Und damit nicht genug: ein alter sowjetischer nuklear betriebener Satellit droht, auf New Rome zu stürzen anstatt irgendwo in Kanada.
Dazwischen gibt es Sex, Drogen, Brot und Spiele.
Klingt nach einer Menge, aber wenn jemand all dies zu einer besonderen Erzählung zusammenfügen kann, die uns überdies etwas über die menschliche Existenz und unseren Platz in der Geschichte vermittelt, dann doch Coppola. Oder?
Oder?
ODER?!?
Der Untergang des Coppola-Film-Imperiums
Man mag es nicht glauben, aber wenn man weiß, was Coppola aus einer mehrjährigen Horror-Produktion wie Apocalypse Now! gemacht hat, wo er und seine Mitstreiter im Dschungel am Rande des Wahnsinns operierten – und dann sieht, was rauskommt, wenn er eine Menge Geld und einen kontrollierten Studio-Dreh hatte, fragt man sich, was hier schiefgelaufen ist.
Coppola ist nicht in der Lage, all die oben genannten Handlungspunkte auch nur ansatzweise zu etwas Interessantem zusammenzufügen.
Dazu beschleicht einen das Gefühl, das hier ein 4- bis 5-Stunden-Film versteckt darunter liegt, der radikal runtergekürzt wurde.
Aber selbst in voller Länge würde einen kein einziger Erzählstrang bei der Stange halten.
Keine der Figuren hat etwas tiefgehendes oder emotional ansprechendes an sich. Auch wenn alle große Reden schwingen, bestehen diese aus Klischee-Versatzstücken oder pseudointellektuellem Geschwafel auf dem Niveau eines Deutsch-LKlers, der gern seinen Lehrer beeindrucken will, obwohl er nichts von der Welt weiß.
Coppola hat nicht nur 20, 30, 40 Jahre an seinem Skript gearbeitet, er hat auch während des Drehs Improvisationen erlaubt und es den Schauspielern (und sich) gestattet, eigene neue Ideen einzubringen, die sie dann spontan gefilmt haben.
Das kommt on top zum extrem schwachen und verwirrenden Drehbuch, in dessen Herz eine Geschichte direkt aus dem Seifenoper-Werkzeugkasten steht.
Die Darsteller dürfen sich alle einen Wolf spielen und einige sogar weitergehen, als sie es je in ihrer Karriere gewagt haben.
Die Charaktere dürfen schreien, weinen, saufen, bumsen und Reden halten – alles, was man für ein erfolgreiches Showreel braucht.
Aber nichts davon hat eine Bedeutung für den Zuschauer.
Nun sind Brechtsche Verfremdungselemente und künstlerische Überhöhung ja völlig legitime Stilmittel – dann hat man aber besser auch etwas zu sagen, dass das Publikum richtig treffen kann.
Aber nicht mal das bringt Coppola zustande.
Alle Charaktere sind im Grunde nichts weiter als Stellvertreter-Figuren für sehr weit gefasst politische oder gesellschaftliche Positionen und Zustände.
Da die Zukunft, der Edelmut, die reine Liebe – dort die Vergangenheit, die Korruption, die sexuelle Gier...
Catalina ist ein Nobelpreisträger, ein Junggenie und Weltverbesserer. Ein kontroverser Superstar, der Feinde und Anhänger hat. Er lässt ganze Straßenzüge abreißen (und die Menschen obdachlos werden), nur um damit seine richtig schicke Wohnanlage zu realisieren (die insgeheim für die Menschen gebaut wird).
Aber er ist eben auch der Welt entrückt. Voller Schmerz um seine verlorene Frau – zumindest wird uns das so verkauft.
Wirklich Interesse haben wir an ihm nicht.
Ganz im Gegensatz zu Julia. Die junge, energiereiche Frau verkörpert ebenfalls die Zukunft. Sie hat in ihrem Leben noch nichts wirklich zustande gebracht. Aber zum Glück kann sie als einzige sehen, wie Catalina die Zeit manipuliert. Das erweckt seine Neugier und ihre Ambition, für ihn eine Art Managerin zu werden, die seine Vision in die Realität bringen will.
Und gleichzeitig seine Liebe zu entfachen...
Seine derzeitige Freundin Wow Platinum (Aubrey Plaza) ist das genaue Gegenteil. Sie ist eine Klatschreporterin, die im Fernsehen die Entertainment-News moderiert (oder seriöse Nachrichten dazu macht) und dank starkem sexuellem Trieb ihre Karriere vorantreibt. Ihr dusseliger Künstlername ist wenigstens auch in New Rome dusselig und ist von einer Haarfärbemittel-Werbung inspiriert.
Als Catalina nicht mehr wirklich möchte, springt sie eben direkt auf das nächste Boot – oder besser: Yacht. Dann muss Crassus eben dran glauben. Sein nerviger Sohn Clodio Pulcher (Shia LaBeouf) verfällt ihr ebenso.
Das heißt, freie Bahn für Julia.
Man merkt an der Beschreibung schnell, was für ein rückständiges Frauenbild uns hier präsentiert wird. Keine der weiblichen Figuren stellt etwas ohne männliche Hilfe auf die Beine.
Hier muss man noch Tochter oder Ehefrau sein, um an die Macht zu kommen. Oder sich hochschlafen. Egal, ob Entourage-Mitglied oder öffentliche Person: Frauen sind zuerst Sexobjekte. Eine Popsängerin namens Vesta Sweetwater (Grace VanderWaal) baut ihre Karriere ebenfalls nur auf schönem Schein und vermeintlicher Jungfräulichkeit auf.
Unterstrichen wird das von Sequenzen mit großzügiger nackter Haut. Die Hauptdarstellerinnen tragen gerade im Bett gern durchsichtige Kleidung, ein paar Sexszenen dürfen natürlich auch nicht fehlen.
Coppolas Filme haben sich fast immer mehr um Männer und Männerwelten gedreht, auch weil viele historische Werke dabei waren. Für eine Zukunftsvision wirkt das alles ziemlich altbacken und einfallslos.
Zurück zu den symbolischen Bedeutungen: Das mag bei ein paar Figuren halbwegs funktionieren, die meisten Nebencharaktere sind aber einfach nur Karikaturen.
Der reiche, alte geile Bock Crassus könnte verschlagen und hintersinnig sein, er ist aber nur dumm und gehässig.
Cicero ist eine reine Anti-Figur. Er ist gegen Catalinas Pläne und gegen eine Beziehung von ihm mit seiner Tochter. Das war's.
Er ignoriert Bedenken und Gefahren, er ist einfach gegen alles eingestellt, was uns im Film präsentiert wird.
Pulchers Beschreibung war wohl "eine Art nervtötender Shia LaBeouf".
Wenn kann man dafür engagieren?
Natürlich LaBeouf, der uns nochmal daran erinnert, warum ihn kein Zuschauer mehr sehen wollte. Ab einem Punkt wird er vom Intrigenspinner zum Populisten, der das Volk aufstachelt oder es zumindest versucht.
Dafür legt ihm Coppola die allgemeinsten Populistensprüche in den Mund, die es gibt und LaBeouf so gelangweilt wie möglich vorträgt. Dass er damit Anhängerschaft gewinnt, sagt mehr über Coppolas Bild vom "Volk" aus, als über das moderner Demagogen.
Einen Tiefpunkt erreicht man in der Sexszene von LaBeouf mit Audrey Plaza, die man durchaus mit albernestem deutschen Regie-Theater vergleichen kann. Wer Fan von Plaza ist und mal gerne mehr von ihr sehen wollte, mag dafür vielleicht ins Kino gehen. Ob die Belohnung die lange Tortur drumherum rechtfertigt, möchte ich bezweifeln.
Ständig schwenkt die Handlung zwischen melodramatischen persönlichen Momenten, öffentlichen Skandalen und visuell spektakulären Visionen hin und her.
Aber, um es kurz zu machen: es geht einem völlig am Allerwertesten vorbei, was diese Leute tun oder gern tun wollen. Zumal auch derart zwischen ihnen hin- und hergesprungen wird, das man zusätzlich zum Interesse auch noch die Übersicht verliert.
Aber die Botschaft! Die Botschaft!
Wie gesagt, es nicht illegitim, allegorisch zu erzählen, ganz im Gegenteil.
Man muss sich aber wirklich fragen, wie viel Coppola noch von der Welt versteht oder was er als Filmemacher überhaupt noch draufhat.
Da sind zum einen die Dinge, die in der Beschreibung als außergewöhnlich wichtig erscheinen.
Eine Zeitmanipulationsmaschine? Was macht Catalina damit? Was hat es für Auswirkungen auf die Geschichte?
Nichts und keine.
Es ist schlussendlich nicht mehr als ein VFX-Gag, der uns vorgeführt wird. Catalina lässt die Zeit scheinbar aus Langeweile vor- und zurücklaufen. Seine komatöse Frau liegt in einer Art Nullzeitdimension gefangen und all das spielt nur im ersten Drittel eine Rolle (hat er sie umgebracht? blablabla) – danach wird sie nie wieder erwähnt.
Die drohende Zerstörung durch den Satelliten wird gezeigt. Visuell ebenfalls sehr stilisiert, aber endlich auch mal ansprechend und neu! Aber hat das irgendwelche Auswirkungen?
Wohl nur diese, dass der Einschlag genau das Stadtviertel klein macht, das ohnehin zu Megalopolis werden sollte (Ich hoffe, ich gebe das richtig wieder. Denn irgendwann will der Geist diesem Unfug nicht mehr folgen).
Nichts davon bedeutet auch nur ansatzweise das Ende von New Rome.
Apropos New Rome.
Einer der größten Schwachpunkte ist dieses sehr gequälte Metapher "Amerika-Rom" selbst. Wir sehen eine Stadt, die eindeutig New York ist, mit allen Erkennungsmerkmalen.
Was "römisch" rüberkommt, sind die Mode, die Anleihen an antiken Gewändern und Haarstilen nimmt, die Namen der Figuren und die Unterhaltungskultur. Im Madison Square Garden gibt es Streitwagenrennen und Gladiatorenkämpfe (was aber eigentlich nur Wrestling mit Kostümen ist – da ist wieder das moderne Amerika). Die Popkultur huldigt vestalischen Jungfern. Ein klein bissl Religion darf also sein.
Und natürlich darf die römische Orgienkultur nicht fehlen. Das Auge isst schließlich mit.
Die römischen Anmutungen werden dann jäh von Anspielungen auf die 30er und 40er Jahre des 20. Jahrhunderts unterbrochen. Hier tragen die Reporter noch Hüte mit einen Zettel in der Krempe, auf dem "Press" steht. Und auch ein altmodischer Fotoapparat darf sich zwischen modernen Digitalkameras tummeln.
Überhaupt hat man selten in einem Film so viele Menschen mit einer großen Fotokamera (plus Blitzer) gesehen, was nun auf dem Höhepunkt des Smartphone-Zeitalters geradezu lächerlich wirkt.
Internet gibt es nicht. Dafür böses oberflächliches Fernsehen und sich drehende Zeitungen, wenn es einen News-Flash gibt.
Es ist keine symbolische Abrechnung mit unserer Zeit, sondern reine Fassade, was uns hier vorgesetzt wird. Bemaltes Sperrholz, hinter dem sich das Nichts auftut.
Darüberhinaus haben wir es nicht mit unserer modernen Welt zu tun, sondern mit der Welt von vor 25 Jahren.
Die Medien erkennen wir als das Infotainment/Reality-TV der 2000er, die Sängerin Vesta ist eine Anspielung auf die junge Britney Spears und so geht es gerade weiter.
All das liegt lange hinter uns. Vor einem Vierteljahrhundert mag dieses Gesellschaftsbild noch wie der langsame Untergang der Zivilisation gewirkt haben, dazwischen liegen aber Kriege von Supermächten gegen schwächere Staaten, der Aufstieg von Demagogen, die Radikalisierung durch Social Media, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Die 90er sind mittlerweile die gute alte Zeit.
Zwar setzt Coppola auf recht ansprechende CGI-Bilder, um seine Welt und die Effekte durch das Megalon darzustellen. Aber auch hier wirkt vieles Zufallsgesteuert. Wenn man Kritiken zu diesem Film liest, die den Einsatz der visuellen Effekten im Vergleich zu etwa Superhelden-Filmen loben, so muss man sich fragen, was diese Leute eigentlich vom Kino verstehen.
Es gab eine Szene, wo ich laut auflachen musste. Man sieht den Mond am Himmel, eine Wolke daneben. Plötzlich formt sich die Wolke zu einer Hand, die den Mond aus dem Himmel schnappt. Doch das war keine Szene aus "Ich - einfach unverbesserlich 5", sondern ein Traum von Cicero. Er schreckt aus diesem hoch und erzählt dann seiner Frau, was wir gerade gesehen haben.
Am deutlichsten wird dies obendrein bei Megalopolis selber. Die Stadt ist am Ende doch noch fertig und das staunende Volk darf mit offenem Mund eintreten.
Die utopische Stadt sieht aus wie ein überkandidelter Architektur-Render, in dem organische Formen in goldenem Glanz sich zu Quasi-Gebäuden vereinen.
Dafür soll das Volk Catalina dann auch bitte schön dankbar sein.
Überhaupt, das Volk. Es wird viel über und von den einfachen Menschen gesprochen. Wenn diese mal auftauchen, wirken sie wie Statisten aus einem billigen Historienfilm über die 30er Jahre. Schwarze Mäntel und Käppis haben wir an. Ja, wir sind das arme Volk. Wir leben in Slums, aber wir lesen auch Zeitung und gucken Kabelfernsehen.
Wir lernen niemanden der "einfachen Leute" kennen. Alles spielt sich im Kreise der Eliten ab.
Alles ist entrückt und abgehoben. Gerade Catalina und sein persönlicher Assistent Fundi Romaine (Laurence Fishburne) quatschen gerne und unerträglich philosophisch daher. Letzterer zudem als Erzähler des Filmes.
Dem wird man schnell überdrüssig und früh wird einem klar, dass die ganze Geschichte zu gar nichts führt.
Die einzige gute Szene erinnert tatsächlich an den alten Coppola in seinem Zenit. Dabei wird auch das Volk einbezogen. Ein zwölfjähriger Junge bittet Catalina um ein Autogramm auf dessen Buch (ja, er schreibt auch Bestseller). Durch das Fenster seiner Limousine erfüllt er ihm den Wunsch. Ein böser Gangster darf aus der Ferne böse gucken.
Was wird passieren?
Der Junge zieht plötzlich eine Pistole und schießt Catalina durch das Buch ins Gesicht.
Na also, geht doch, möchte man sagen. Aber statt tot zu sein, wird Catalina durch Megalon gerettet, das seinen Schädel wieder herstellt. Nur ist er sogar mehr ein normaler Mensch.
Na, ein Glück für uns...
Fazit
Man könnte hier noch ewig die Liste der Dinge weiterführen, die aus diesem erhofften Meisterwerk ein absolute Vollkatastrophe gemacht haben.
Geschichte, Figuren, Anspruch, Botschaft... man erkennt ein großes Bemühen und auch technische Fertigkeit und sieht nur ein grandioses Scheitern auf nahezu jeder Ebene.
Coppola sagte, er habe extra Schauspieler gecastet, die angeblich "gecancelt" wurden, um damit ein Zeichen zu setzen. Das Zeichen war wohl, dass ihre Mitwirkung hier genug Strafe sein würde.
Im Grunde wirkt dieser Film so, als habe jemand versucht, einen anderen Film nachzuerzählen, ohne diesen je geschaut zu haben. Wie ein Schulkind, das ein Buch zusammenfassen muss, das es nie gelesen hat und nun das Beste mit dem Klappentext probiert.
Die Krönung ist schließlich die Schlussszene, nachdem Catalina Messiasartig seine drittklassige Philosophie ausgebreitet und ihm das Volk alles verziehen hat, weil Megalopolis doch so schön ist.
Wir sehen die letzte von mehreren Texttafeln im epischen Stummfilmstil, auf der der amerikanische Treueschwur "Pledge of Allegiance" zu einem Schwur auf die Menschheit umgedichtet wurde.
Ein Kinderchor und Laurence Fishburne lesen diesen vor, um uns alle an unsere Pflicht gegenüber der Welt und den Menschen zu erinnern...
Das ganze ist so peinlich naiv, dass man sich fremdschämt.
Vor allem, weil es von Francis Ford Coppola kommt.
Und so endet eine große Filmkarriere, die einst mit einer superbilligen Roger Corman-Produktion (Dementia 13) begann, mit einem High-Budget-Desaster, das künstlerisch noch unter dem Erstling liegt.
Das einzig Versöhnliche ist, dass Coppola hier mit einem ganz großen Knall die Bühne verlässt. Nicht der, den man erhofft hat, aber einem, der noch Generationen von Filmemachern und -freunden beschäftigen wird, ob da nicht doch mehr dahinter steckte.
Aber dies hier ist eine zeitgenössische Kritik dazu.
Sie sagt, nein, da steckt nichts dahinter außer einem spektakulären Scheitern.